Wasser filtern oder nicht? Das sagen Experten wirklich

Wasser filtern oder nicht? Das sagen Experten wirklich
Spread the love

Sie stehen vor dem Regal mit Brita-Kannen, schicken Untertisch-Anlagen und Versprechen wie „reines Wasser“ — und wissen nicht, ob das nötig ist. Die Wahrheit ist: In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist Leitungswasser meist von hoher Qualität. Aber „meist“ heißt nicht „immer“. Ich arbeite seit Jahren mit Verbraucherthemen — und spreche Klartext: Filter können sinnvoll sein, aber nur bei konkreten Problemen.

Was die Experten wirklich sagen

Behörden wie das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) betonen: Die Trinkwasserverordnung sorgt für strenge Grenzwerte. DVGW-zertifiziertes Leitungswasser ist in Großstädten wie Berlin oder München in der Regel bedenkenlos trinkbar. Bei privaten Brunnen, alten Leitungen oder speziellen Lebenssituationen raten Experten jedoch zu Maßnahmen.

Wann Filtern wirklich Sinn macht

  • Alte Gebäude: Bleirohre oder verzinkte Leitungen können Schwermetalle freisetzen.
  • Private Brunnen: Keime, Nitrat oder landwirtschaftliche Rückstände sind möglich.
  • Empfindliche Gruppen: Säuglinge, Schwangere oder Immungeschwächte sollten besonders vorsichtig sein.
  • Geschmack/Geruch: Chlor oder organische Stoffe stören den Genuss — Filter helfen hier oft schnell.
  • Haushaltsgeräte: Kalkschutz oder bessere Kaffeequalität sind praktische Gründe.

Wasser filtern oder nicht? Das sagen Experten wirklich - image 1

Welche Filter gibt es — und was entfernen sie?

Kurzversion: Nicht jeder Filter entfernt alles. Wählen Sie passend zum Problem.

  • Aktivkohle (Kannen, Kartuschen): Gut gegen Chlor, organische Verbindungen und Gerüche; nicht gegen gelöste Salze, Nitrate oder Bakterien.
  • Umkehrosmose (RO): Entfernt sehr viele Stoffe, inklusive Mineralien. Sehr effektiv, aber teuer, braucht Abwasser und entmineralisiert Wasser.
  • Ionenaustauscher (Enthärtungsanlagen): Reduziert Härte (Calcium/Magnesium), nicht unbedingt Schadstoffe.
  • Keramik/Ultrafiltration: Mechanische Barriere gegen Bakterien und Hefen; kombiniert oft mit Aktivkohle.
  • Destillation: Sehr rein, aber energieintensiv und entmineralisiert.

Praktische Empfehlungen — was ich im Alltag empfehle

Nach Jahren mit Testberichten habe ich klare Faustregeln:

  1. Lassen Sie zuerst Ihr Wasser prüfen. Ihr Wasserversorger stellt Jahresberichte bereit; für Brunnen lohnt sich ein Laborcheck.
  2. Bei Geruchs- oder Geschmacksproblemen: Aktivkohlefilter sind kostengünstig und effektiv.
  3. Bei Bedenken wegen Schwermetallen oder Nitrat: Spezifische Filter, die dafür zertifiziert sind, oder RO-Anlage in Betracht ziehen.
  4. Achten Sie auf Zertifikate: DVGW, NSF oder entsprechende Prüfzeichen geben Sicherheit.
  5. Wechseln Sie Filterkartuschen regelmäßig — verstopfte Filter können selbst zum Problem werden.

Wasser filtern oder nicht? Das sagen Experten wirklich - image 2

Was viele übersehen

Filter sind kein Freifahrtschein. RO oder Destillat entziehen auch wichtige Mineralien; wer dauerhaft nur „tot“ gefiltertes Wasser trinkt, sollte das kompensieren. Außerdem erzeugen manche Systeme Abwasser oder zusätzlichen Plastikmüll. Umweltaspekte und Kosten (Anschaffung + Unterhalt) nicht vergessen.

Konkretes Beispiel aus der Praxis

Neulich in einem Altbau in Hamburg: Die Bewohner klagten über metallischen Geschmack. Ein Test zeigte erhöhte Bleiwerte — Grund: alte Hausanschlüsse. Ein einfacher Wechsel der Hausanschlüsse und eine temporäre Aktivkohle-Untertischlösung lösten das Problem schneller und günstiger als eine große RO-Anlage.

Kurzcheck: So prüfen Sie Ihr Trinkwasser in 3 Schritten

  • Schritt 1: Jahresbericht des Wasserversorgers lesen.
  • Schritt 2: Bei Unsicherheit Labortest oder Schnelltest-Kit benutzen.
  • Schritt 3: Zielgerichtete Lösung wählen (z. B. Aktivkohle vs. RO) und Wartung planen.

Fazit: Filter können sinnvoll, manchmal sogar notwendig sein — aber pauschal „Wasser filtern“ ist kein Königsweg. Prüfen Sie zuerst, wählen Sie gezielt und denken Sie an Wartung sowie Umweltauswirkungen. Wenn Sie mögen, teilen Sie unten Ihre Erfahrungen: Welcher Filter hat Ihnen wirklich geholfen — oder war es Geldverschwendung?