Stellen Sie sich folgendes vor: Sie renovieren gerade Ihr Eigenheim, öffnen eine scheinbar belanglose Wand – und stoßen auf einen alten Hohlraum. Kurz schwenkt der Gedanke, dass Sie es vielleicht mit weiteren „Überraschungen“ aus der Bauzeit zu tun haben. Doch was, wenn Ihnen plötzlich Bündel alter Banknoten zwischen Zeitungsblättern entgegenfallen?
Solche Funde sind gar nicht so selten, wie man meinen könnte. Aber statt purer Glücksgefühle brachte der Schatz in den meisten dokumentierten Fällen vor allem eines: riesigen Ärger. Fast immer schleppen die Finder jahrelang mit Anwälten, Erben und Behörden.
Versteckte Schätze in Dachboden, Decke und Badezimmer
In ganz Deutschland gibt es zahlreiche Berichte von Menschen, die beim Sanieren von Altbauten plötzlich zehntausende oder sogar hunderttausende Euro fanden – sauber verpackt in Hohlräumen, Böden oder hinter Wänden. Solche Verstecke entstanden meist in Zeiten, als Banken als unsicher galten oder schlichtweg nicht Standard waren. Die Folge: Jahr(zehnte) später werden Handwerker oder neue Bewohner ungeahnt zu Schatzsuchern.
Ein legendäres Beispiel aus den USA: 2006 stieß der Handwerker Bob Kitts bei der Badsanierung auf 182.000 Dollar aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise, zusammengerollt in alten Zeitungen. Der Vorbesitzer hatte sie sorgfältig hinter Fliesen versteckt – mit der Hoffnung auf sichere Zeiten.
Auch in Deutschland sind solche Geschichten nicht aus der Luft gegriffen. 2022 berichtete der Bonner General-Anzeiger von Renovierungsarbeiten, bei denen im Stadtteil Kessenich Bargeld in den Dielen gefunden wurde. Der Stolz hielt aber nicht lang – denn dann kamen die rechtlichen Fragen.
Was tun, wenn Sie einen Schatz finden?
Die spontane Reaktion vieler: Ehrlich bleiben und den Fund melden. In Deutschland regelt § 965 BGB das sogenannte „Finderrecht“. Doch kaum ist die Freude über den Geldsegen verflogen, stecken die meisten mitten im juristischen Spießrutenlauf. Wer war der ursprüngliche Besitzer? Gibt es Erben? Und was, wenn es sich um vermisstes oder unversteuertes Geld handelt?
Statt Traumurlaub oder neuem Auto wartet oft eine Odyssee aus Behördengängen, Gerichtsterminen und Briefwechseln mit Versicherungen. Selbst wenn Finder eine Prämie erhalten, bleibt nach Steuern und Anwaltskosten meist nur ein Bruchteil übrig.
Die Realität ist selten romantisch
Zurück zu Bob Kitts: Mit seinem Fund wurde er zum Magnet für Erben und Juristen. Plötzlich tauchte die Nachkommenschaft des ursprünglichen Eigentümers auf, forderte den Schatz und brachte die Sache vors Gericht. Das Urteil: Die Summe musste aufgeteilt werden – zwischen Kitts als Finder, den Erben und sogar der aktuellen Hausbesitzerin. Nach Gerichts- und Anwaltskosten blieb jedem gerade eine symbolische Summe.
Ein ähnliches Schicksal traf einen Klempner aus Texas. Er hatte in einer bekannten Kirche Bargeld hinter einer Wand entdeckt und den Fund vorbildlich gemeldet. Belohnt wurde er im Nachhinein mit einer Finderprämie von umgerechnet etwa 18.000 Euro – und das auch nur nach massivem öffentlichen Druck und monatelanger Bürokratie.
Spannend ist die Perspektive der ursprünglichen Verstecker: Für sie bedeuteten die Rücklagen Sicherheit für schlechte Zeiten, ein unsichtbares Polster. Heute sind ihre Ersparnisse eher ein Unsicherheitsfaktor. Denn statt Freude bescheren solche Funde oftmals rechtlichen Ärger und langwierige Auseinandersetzungen – manchmal sogar „schlechte Zeiten“ für diejenigen, die einst auf ein kleines Stück Sicherheit hofften.
Praktische Tipps bei Bargeldfunden im Altbau
- Unverzüglich melden: Ob Vermieter, Hausverwaltung oder Behörde – melden Sie einen Fund sofort schriftlich und mit Zeugen.
- Keine Alleingänge: Nie einfach behalten oder ausgeben – das kann als Unterschlagung gewertet werden.
- Fachanwalt einschalten: Schon vor der Meldung lohnt sich die Beratung durch einen auf Erbrecht spezialisierten Anwalt.
- Selbstschutz nicht vergessen: Machen Sie Fotos, Videos und Zeugenaufnahmen. Dokumentation schützt vor späteren Streitigkeiten.
- Realistische Erwartungen: Rechnen Sie mit langwierigen Verfahren und darauf, dass Ihnen vermutlich nur ein kleiner Anteil zusteht.
Altbauten in Städten wie Köln, Hamburg oder Leipzig bergen oft Überraschungen. Ein Schatzfund klingt reizvoll, doch der Alltag der Finder in Deutschland kann alles andere als romantisch sein. Auch 2025 gilt: Vorsicht, Sachlichkeit und ein solider juristischer Fahrplan sind Gold wert.