Ob High Waist oder Low Rise, schmal oder weit geschnitten – Jeanstrends kommen und gehen wie das Wetter über Berlin. Aber Hand aufs Herz: Wie viele Jeans brauchen Sie für einen gut sortierten Kleiderschrank tatsächlich? Deutlich weniger, als es das übliche Angebot in der Fußgängerzone vermuten lässt.
Jeans sind eines jener Kleidungsstücke, die so gut wie jeder in Deutschland im Schrank hat – egal ob man sich eher dem Business Casual verschreibt, gerne Vintage flohmarktet oder mit den Trends von Weekday und Closed durch die Straßen zieht. Die Denim-Hose gehört einfach seit Jahrzehnten zum Stil-Grundinventar – doch die Schnitte und Waschungen wechseln oft schneller als das Wetter am Rhein. Die klassische Jeans beispielsweise hat schon viele Etappen durchlaufen: High Waist, Bootcut, Skinny, Baggy oder Barrel – mal dunkelblau, mal hell, mal straight, mal fast schon extravagant. Doch eines bleibt: Jeans gehen immer.
Doch muss man wirklich jedem Trend nachjagen? Ganz klar: nein. Die britische Stylistin Alexandra Fullerton empfiehlt im Gespräch mit der BBC, lieber auf ein ideales Paar zu setzen – und diese Entscheidung bedacht und mit Weitblick zu treffen. „Stellen Sie sich den Jeanskauf eher als Marathon denn als Sprint vor“, so Fullerton, „es lohnt sich, Zeit in die Auswahl zu investieren, um DEN Schnitt zu finden, der all die Jahre zu Ihnen passt.“
Laut Fullerton ist ein Einkaufsbummel mit Tageslicht, einer guten Freundin und ehrlicher Beratung Gold wert. Idealerweise im Kaufhaus Ihres Vertrauens, das eine eigene Jeansabteilung hat – etwa das KaDeWe in Berlin oder das Alsterhaus in Hamburg. Denn egal ob Ihr Budget eher Richtung C&A oder Richtung Closed tendiert: Jeans sollten immer als Investition betrachtet werden. Also Vorsicht bei schnellen Trendkäufen – langlebige Qualität zahlt sich Jahr für Jahr aus.
Wer auf der Suche nach zeitlosen Jeans ist, sollte vorsichtig sein bei extremen Schnitten: Sehr skinny oder ultrabaggy-Modelle sehen zwar ab und zu supermodern aus, wirken aber außerhalb von Instagram oft schnell altmodisch. Straight Leg ist hier ein absoluter Klassiker, der sowohl zu Sneakern als auch zu Chelsea Boots passt.
Beim Thema Farbe gilt übrigens: Mittelblau ist der Geheimtipp. Nicht zu grell, nicht zu düster – und immer eine sichere Bank, ob fürs Büro oder die After-Work-Party.
Neue Jeans? Muss nicht sein!
Bleibt die Frage, wie Ihre Denim wirklich über Jahre schön bleibt – und Sie nicht alle paar Monate shoppen müssen. Hier sind ein paar Tipps, die Sie direkt anwenden können:
- Achten Sie auf reine Baumwolle! Jeans mit viel Stretch (Elasthan) sitzen zwar zunächst bequemer, verlieren aber deutlich schneller an Form und reißen gern mal an den Problemstellen. Modelle aus 100% Baumwolle wie etwa der Klassiker Levi’s 501 geben mit der Zeit sanft nach und passen sich Ihrem Körper perfekt an.
- Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Trends blenden – gerade die Basics leben lange! Setzen Sie lieber auf Qualität als auf Massenware.
- Bitte nicht ständig waschen! Die meisten Waschmaschinenzyklen setzen dem Material zu – lüften, ausbürsten und gelegentliches Kaltwaschen sorgen für ein langes Jeans-Leben. Viele Berliner schwören mittlerweile auf Freezer-Methode (Jeans über Nacht ins Tiefkühlfach), um Gerüche zu entfernen.
Professorin Dilys Williams von der London College of Fashion erklärt dazu: „Wir sind inzwischen fast darauf konditioniert, synthetische Stretchstoffe für ultimativen Komfort zu kaufen. Doch echter, langlebiger Denim – wie eben beim Levi’s-Kultmodell 501 – braucht keinen Elasthan. Es dauert ein wenig, bis er sich der Figur anpasst, aber dann sitzt er wie eine zweite Haut.“
Mein Fazit? Für die meisten von uns reichen zwei bis drei gut sitzende Jeans im Schrank völlig aus. Damit sind Sie für Büro, Alltag und Freizeit gewappnet – und sparen auf lange Sicht Geld und Nerven.