Wenn die Temperaturen fallen, melden sich bei vielen Menschen die Gelenke lauter zurück als sonst. Das ist kein Einbildungstrick — Kälte und Luftdruckwechsel beeinflussen tatsächlich, wie Sie Schmerzen wahrnehmen. Ich arbeite seit Jahren mit Patientinnen und Patienten über 50 und habe genug erlebt, um zu sagen: Es gibt praktikable Wege, Winterbeschwerden zu lindern, ohne in Selbstmitleid oder Pillen-Eskapaden zu verfallen.
Warum tut es im Winter mehr weh?
Kurz gefasst: mehrere Faktoren spielen zusammen. Bei Arthrose sind nicht die Knorpel-Enden schmerzempfindlich, sondern die umliegenden Strukturen. Kälte macht Muskeln und Sehnen steifer, weniger Aktivität führt zu Muskelabbau, und Barometerwechsel können Schwellungen und Druckempfindlichkeit verstärken. Es gibt Studien, die einen Zusammenhang mit Luftdruckänderungen zeigen — das ist zwar nicht die ganze Erklärung, aber ein Teil.

Praktische Maßnahmen, die wirklich helfen
- Aufwärmen statt ausruhen: Beginnen Sie den Tag mit 10–15 Minuten sanfter Mobilität (Schulterkreisen, Kniebeugen an der Wand, Fußgelenk-Übungen). Kurz und regelmäßig ist wirksamer als Sporträume am Wochenende.
- Wärme gezielt einsetzen: Wärmepflaster, Kirschkernkissen oder warme Duschen entspannen die Muskulatur und reduzieren Steifheit. Bei akuter Entzündung kann kurzfristig Kälte angenehmer sein — hören Sie auf Ihren Körper.
- Bewegung mit wenig Belastung: Schwimmen, Aquafitness, Fahrrad-Ergometer oder Nordic Walking schonen die Gelenke und kräftigen die Muskulatur. In Volkshochschulen (VHS) gibt es oft passende Kurse, die von Krankenkassen bezuschusst werden.
- Kräftigungsübungen: Zwei Mal pro Woche einfache Kräftigungssets für Oberschenkel, Hüfte und Rumpf reduzieren die Belastung der Knie und Hüften spürbar.
- Gewichtsreduktion: Jeder verlorene Kilogramm entlastet Knie und Hüften. Kleine, realistische Ziele funktionieren langfristig besser.
- Topische Mittel vor systemischen: Salben mit entzündungshemmender Wirkung oder Capsaicin-Gels können lokal helfen und haben oft weniger Nebenwirkungen als Tabletten.
Was Sie lieber vermeiden sollten
Unnötige Schonhaltung fördert Steifheit. Längere Bettruhe ist selten hilfreich. Auch Dauereinnahme von Schmerztabletten ohne ärztliche Abklärung ist riskant — sprechen Sie mit Hausarzt oder Apotheker, besonders bei Blutdruck- oder Magenproblemen.
Wann zum Arzt oder Rheumatologen?
Suchen Sie fachliche Hilfe, wenn Gelenke sichtbar geschwollen, gerötet oder sehr warm sind, oder wenn Schmerzen so stark sind, dass tägliche Aktivitäten unmöglich werden. Rheuma, Gicht oder Infektionen verlangen eine zügige Abklärung. Ihre Krankenkasse übernimmt oft diagnostische Schritte und Therapien — scheuen Sie sich nicht, diese Angebote zu nutzen.

Regionale Angebote nutzen
In vielen Städten gibt es gute lokale Ressourcen: Reha-Zentren, Thermalbäder in Kurorten und spezialisierte Physiotherapiepraxen. Die AOK und andere gesetzliche Krankenkassen finanzieren Präventionskurse; fragen Sie in Ihrer Apotheke oder beim Hausarzt nach Empfehlungen. Solche Angebote sind praxiserprobt und vermeiden endlose Online-Experimente.
Ein realistischer Plan für den Winter
- Morgens 10 Minuten Mobilität und eine warme Dusche.
- 3–4 Mal pro Woche 30 Minuten moderate Aktivität (Spaziergang, Schwimmen).
- Zweimal pro Woche Kräftigungsübungen (15–20 Minuten).
- Abends Wärme auf besonders empfindliche Stellen, bei Bedarf topische Salbe.
- Bei Verschlechterung: Termin beim Hausarzt oder Orthopäden vereinbaren.
Ich habe viele Menschen gesehen, die mit kleinen Änderungen den Winter deutlich entspannter überstanden. Es gibt kein Wundermittel, aber eine Kombination aus Wärme, Bewegung und gezielter Stärkung bringt oft mehr als die nächste Schmerztablette. Probieren Sie einen Plan für zwei Wochen — und passen Sie ihn an Ihr Leben an.
Wie gehen Sie mit winterlichen Gelenkschmerzen um? Teilen Sie Ihre Erfahrungen oder stellen Sie Fragen — vielleicht hilft Ihre Lösung auch anderen.
