Im Winter verliert die Wohnung oft an Leben — nicht nur wegen grauem Himmel, sondern weil viele Zimmerpflanzen still und leise eingehen. Überraschung: Meist ist es nicht die Kälte, sondern das falsche Gießen. Ich sehe das seit Jahren in Berliner Altbauwohnungen genauso wie bei Kunden in München: zu viel Wasser zur falschen Zeit.
Warum zu viel Gießen im Winter so gefährlich ist
Bei niedrigen Temperaturen verlangsamt sich der Stoffwechsel der Pflanzen. Wurzeln nehmen kaum Wasser und Sauerstoff auf, gleichzeitig vermehren sich Wurzelkrankheiten wie Pythium und Phytophthora in stehender Nässe. Das Ergebnis: Wurzelfäule, gelbe Blätter, matschige Stängel — oft erst sichtbar, wenn es schon zu spät ist.
Hinzu kommt ein Trugschluss: Die Heizungsluft ist trocken, also wird mehr gegossen. In Wirklichkeit verbrauchen Pflanzen in der Ruhephase deutlich weniger Wasser als im Sommer.

Wie Sie den echten Wasserbedarf erkennen
- Finger-Test: Drücken Sie mit dem Finger 2–3 cm in die Erde. Fühlt sie sich feucht an, warten Sie.
- Topfgewicht: Heben Sie den Topf — trockenere Erde ist deutlich leichter. Ein schneller Trick, den ich in jeder Wohnung anwende.
- Feuchtigkeitsmesser: Für empfindliche Pflanzen (Palme, Monstera) ist ein günstiger Messstab aus OBI/Dehner praktisch.
- Blattsymptome: Gelbe, schlaffe Blätter sind ein Alarmzeichen — aber nicht immer für Trockenheit; oft für zu viel Wasser.
Praktische Maßnahmen — Schritt für Schritt
Wenn Sie den Verdacht haben, zu viel gegossen zu haben, folgen Sie diesem Fahrplan:
- Topf abtropfen lassen. Entfernen Sie überschüssiges Wasser aus Untersetzer oder Pflanzentopf.
- Belüften: Stellen Sie die Pflanze an einen hellen, kühlen Ort (nicht auf die Heizung) und sorgen Sie für Luftzirkulation.
- Wurzelcheck: Bei starkem Verdacht vorsichtig aus dem Topf nehmen. Matschige, schwarze Wurzeln abschneiden, gesunde hellgelbe stehenlassen.
- Umtopfen: Verwenden Sie frische, lockere Erde mit Perlite oder Seramis, ggf. in einen Topf mit besseren Abflusslöchern. Das Substrat in vielen Baumärkten (Hornbach, Bauhaus) ist tauglich.
- Gießen reduzieren: Erst wieder leicht gießen, wenn die obere Erdschicht trocken ist.
Wann Gießen wirklich nötig ist
Es gibt keine Einheitsregel — aber ein paar Orientierungen helfen: Sukkulenten und Kakteen brauchen im Winter praktisch gar kein Wasser. Grünpflanzen wie Monstera, Ficus und Palmen etwa alle 3–4 Wochen, je nach Topfgröße und Temperatur. Farne und einige tropische Arten mögen halbwegs feuchte Erde, aber keine Staunässe.
Merken Sie sich: Besser ein bisschen zu trocken als dauerhaft nass. Pflanzen erholen sich aus trockener Erde meist leichter als aus vergammelnden Wurzeln.

Kurzcheck — so retten Sie kranke Pflanzen
- Geruch: Muffiger, fauliger Geruch → Wurzelfäule wahrscheinlich.
- Blätter: Gelb + weich → überschüssiges Wasser.
- Schnelle Maßnahme: Umtopfen mit frischer Erde, Schnitt befallener Wurzeln, dann moderate Weiterpflege.
Ein persönlicher Hinweis
Ich habe selbst eine Monstera beim ersten Winter nach dem Kauf beinahe durch lieb gemeintes Dauertrinken ruiniert. Seitdem habe ich mir angewöhnt, öfter nach dem Topfgewicht zu prüfen und weniger nach Gefühl zu gießen. Das hat viele Pflanzen gerettet — und meine Nerven geschont.
Wenn Sie jetzt einen schnellen Tipp mitnehmen: Lernen Sie Ihr Pflanzensortiment kennen und passen Sie die Wassermenge an Temperatur und Licht an. Ein einfacher Feuchtigkeitsmesser oder der altmodische Fingertest sparen oft den Gang zu Hornbach für teure „Retter“-Mittel.
Haben Sie eine Pflanze, die im Winter besonders zickig ist? Schreiben Sie in die Kommentare — teilen Sie gern ein Foto, ich schaue drauf und gebe praktische Hinweise. Und wenn der Artikel geholfen hat: Speichern oder weiterschicken an die Pflanzenfreunde im Hausflur.
