Sie gießen regelmäßig, prüfen das Licht, wechseln gelegentlich die Erde — und trotzdem sehen Ihre Pflanzen matt aus. Die meisten Hobbygärtner machen genau einen Fehler beim Wässern, der mehr Schaden anrichtet als zu wenig Licht oder falsche Erde. Ich habe in den letzten Jahren in Berliner Wohnungen, bei Freunden in München und in Pflanzen-Foren immer dasselbe Muster gesehen.
Die eine Fehlerquelle: Gießen nach Uhr, nicht nach Bedarf
Das Problem ist nicht das Wasser an sich, sondern das Gießen nach einem starren Zeitplan — etwa jeden zweiten Tag oder jeden Sonntag. Das mag bequem klingen, aber Erde und Wurzelballen haben ihre eigenen Bedürfnisse. Wenn Sie gießen, ohne den Feuchtigkeitszustand des Wurzelballens zu prüfen, übergießen Sie wahrscheinlich. Überwässerung führt häufig zu Sauerstoffmangel für die Wurzeln und fördert Wurzelrot durch Pilze wie Pythium.

Warum Überwässerung so tödlich ist
- Wurzeln brauchen Luft: Durch stehendes Wasser verliert die Erde ihre Struktur und die Wurzeln ersticken.
- Pathogene lieben Nässe: Pilzsporen vermehren sich in feuchter Umgebung und fressen die Wurzeln.
- Symptome sind trügerisch: Gelbe Blätter, weiche Stängel oder Blattfall sehen aus wie Nährstoffmangel, sind aber oft Wasserstress.
Wie Sie sicher feststellen, ob es zu nass ist
Nutzen Sie einfache Tests, bevor Sie gießen. Das ist zuverlässiger als liturgisches Gießen nach „jeden Mittwoch“.
- Fingerprobe: Stecken Sie den Finger 3–5 cm tief in die Erde. Fühlt sie sich kühl und feucht an — nicht gießen.
- Holzstab oder Schaschlikspieß: Reinstechen, herausziehen — klebt feuchte Erde daran, ist es nass.
- Gewichtstest: Heben Sie den Topf. Leicht = trocken, schwer = Wasser drin.
- Feuchtigkeitsmesser: Ein kleines Gerät (€10–20) erspart Rätselraten — in Baumärkten wie OBI, Bauhaus oder bei Dehner erhältlich.
Konkrete Schritte, wenn die Pflanze schon leidet
Kein Grund zur Panik — oft lässt sich retten, was noch grün ist.
- Topf aus dem Untersetzer nehmen und überschüssiges Wasser abgießen.
- Pflanze vorsichtig aus dem Topf nehmen, alte Erde abschütteln.
- Faulige, braune Wurzeln mit steriler Schere entfernen. Gesunde Wurzeln sind hell und fest.
- In frische, gut drainierende Erde umtopfen (z. B. mit Perlit oder grobem Sand mischen).
- Nur leicht angießen. Keine Düngung für 4–6 Wochen, bis die Pflanze sich erholt hat.

Vorbeugung: bessere Gießgewohnheiten
- Topf mit Drainagelöchern verwenden — kein Kunsstofftopf ohne Loch, gerade bei Ikea-Töpfen prüfen.
- Erde an die Pflanzenart anpassen: Orchideen, Sukkulenten und tropische Arten brauchen verschiedene Mischungen.
- Wasser-Methode wechseln: Bei vielen Grünpflanzen ist einmal gründlich gießen besser als häufiges Sprühen.
- Auf Mikroklima achten: Heizkörpernähe trocknet schneller aus; Badezimmer kann für feuchtigkeitsliebende Arten ideal sein.
Ein überraschender Fakt
Studien und Erfahrungsberichte zeigen: Überwässerung tötet mehr Zimmerpflanzen als zu wenig Licht. Das hat mich anfangs überrascht — aber es erklärt, warum Pflanzen auf dem Fensterbrett sterben, obwohl das Licht perfekt ist.
Es hilft, sich von starren Regeln zu verabschieden. Gießen Sie nach Augenmaß, Gewicht und Gefühl, nicht nach Kalender. Das klingt simpel, aber es rettet Pflanzen.
Haben Sie eine Pflanze, die immer wieder Probleme macht? Beschreiben Sie kurz Art und Symptome unten in den Kommentaren — ich antworte mit konkreten Schritten. Oder teilen Sie diesen Text mit jemandem, der seine Pflanzen „nach Plan“ gießt.
