Der Winter bringt für uns Gemütlichkeit — für Haustiere oft Stress. Viele Probleme wären vermeidbar, wenn Halter ein paar einfache Regeln befolgten. Als Tierarztkollegen und ich täglich mit den Folgen dieser Fehler konfrontiert sind, schreibe ich hier ohne Schönfärberei: das passiert häufiger, als Sie denken.
Fehler 1 — Pfoten vernachlässigen: Salz, Eisklumpen, Risse
Pfoten leiden im Winter am meisten. Streusalz, feine Eisnadeln zwischen den Ballen und ständiger Wechsel von Kälte zu Wärme führen zu Bissverletzungen, Rissen und Entzündungen. Viele Besitzer merken das erst, wenn das Tier lahmt oder die Pfoten blutig sind.
- Prüfen Sie nach jedem Spaziergang die Ballen auf Fremdkörper und Risse.
- Wischen Sie Pfoten mit einem feuchten Tuch ab — erst dann füttern Sie die Schuhe aus dem Haus.
- Schützen Sie sensible Pfoten mit einem fettenden Balm (Bienenwachs- oder Lanolinbasis) oder mit passenden Hundeschuhen von Fressnapf oder zooplus.

Fehler 2 — Zu lange draußen, zu kurz drinnen: Unterkühlung unterschätzt
Viele Menschen denken: „Mein Hund ist nordisch, dem macht das nichts.“ Fakt ist: Unterkühlung und Erfrierungen kommen bei Hunden und Katzen jeden Winter vor — besonders bei älteren, kranken oder kurzhaarigen Tieren. Auch naschhaftes Auftreten von Zittern, langsamerem Gang oder Apathie sind Warnzeichen.
- Beurteilen Sie Spaziergänge nach Temperatur, Wind und Nässe, nicht nur nach Uhrzeit.
- Kurzhaarige Rassen, Senioren und Tiere mit Untergewicht brauchen kürzere Runden oder eine wärmende Jacke.
- Bei Verdacht auf Unterkühlung: ins Warme bringen, ruhige Wärmezufuhr (Decke, lauwarmes Wasser), und sofort beim Tierarzt vorstellen.
Fehler 3 — Ernährung & Bewegung ignorieren: Gewicht und Flüssigkeit
Im Winter ändert sich der Energiebedarf: Einige Tiere brauchen mehr, andere weniger. Der Klassiker: Sofa statt Spaziergang führt schnell zu Übergewicht. Gleichzeitig trinken viele Tiere weniger, was Nieren und Harnwege belastet.

- Behalten Sie das Gewicht im Blick — wöchentliche Kontrolle mit der Hand über Rippen und Taille hilft mehr als die Waage.
- Motivieren Sie zu aktivem Spiel drinnen (Intelligenzspielzeug, kurze Suchspiele) und planen Sie sichere, wetterangepasste Spaziergänge.
- Erhöhen Sie bei Bedarf die Feuchtfutteranteile oder bieten Sie lauwarmes Wasser an, um die Flüssigkeitsaufnahme zu fördern.
Fehler 4 — Toxine und Wärmequellen unterschätzen
Im Winter steigt die Gefahr durch Frostschutzmittel (ethylenhaltig und hochgiftig) und durch aufgewärmte Haushaltsfallen: heiße Heizkörper, Kamine, Kerzen. Katzen oder Hunde lecken an Flüssigkeiten oder verbrennen sich an Radiatoren. Tierärzte sehen täglich Fälle, die mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen vermeidbar gewesen wären.
- Lagern Sie Frostschutzmittel absolut sicher; auch kleine Mengen sind lebensgefährlich. Achten Sie bei Unruhe oder Erbrechen sofort auf schnellen Tierarztkontakt.
- Sichern Sie offene Flammen und erklären Sie Gästen, dass Schoß- und Fußnähe zum Kamin riskant ist.
- Achten Sie auf Räume mit starker Zugluft oder extremen Temperaturunterschieden (geheizte Wohnräume vs. kalte Balkone).
Praktische Checkliste für den Wintertag
- Vor dem Spaziergang: Pfoten balsamieren, Jacke für kurzhaarige Hunde parat.
- Nach dem Spaziergang: Pfoten reinigen, Wärme und Ruhe bieten.
- Wasserangebot erhöhen, Bewegung drinnen fördern.
- Gefährliche Substanzen sichern und Heizquellen kindersicher machen.
- Bei Unsicherheit: lieber einmal mehr beim Tierarzt anrufen — viele Probleme lassen sich früh entschärfen.
Als jemand, der zu viele kalte Nasen und vermeidbare Notfälle gesehen hat: Ein wenig Vorbereitung reicht oft, um den Winter für Haustiere sicherer zu machen. Haben Sie eine eigene Winter-Routine für Ihr Tier? Teilen Sie sie gern in den Kommentaren — ich lerne auch gerne von Ihnen.
