Wenn die Heizung anspringt und die Haut spannt, ist das Reflex: mehr Fett, mehr Creme, notfalls Vaseline drauf. Doch gerade ab 45 funktionieren diese Reflexe nicht mehr zuverlässig. Die Haut verändert sich — weniger Talg, dünnere Epidermis, andere Bedürfnisse. In diesem Artikel erkläre ich, was wirklich hilft, warum viele Traditionen überholt sind und wie Sie eine einfache, aber effektive Winterroutine aufbauen.
Warum die alten Regeln nicht mehr passen
Früher hieß es: reichhaltig eincremen, fertig. Heute wissen wir: die reife Haut braucht gezielte Feuchtigkeit und Schutz der Barrierefunktionen, nicht nur dicke Fettfilme. Mit dem Alter sinkt die Fähigkeit, Wasser zu binden, und die Lipidschicht verändert sich. Eine reine Fettkur kann die Poren verstopfen oder das Zellmilieu stören — insbesondere bei Mischhaut oder wenn Sie lokale Therapien (z. B. Hormonbehandlung) nutzen.
Worauf Sie jetzt setzen sollten
- Feuchtigkeit binden, nicht nur abdichten: Hyaluronsäure, Glycerin
- Barriere reparieren: Ceramide, Fettsäuren, Squalan
- Entzündungen kontrollieren: Niacinamid, beruhigende Pflanzenstoffe (z. B. Panthenol)
- Schutz gegen UV und Kälte: täglich SPF, physikalischer Schutz (Schal, Mütze)

Die Wirkstoffe, die wirklich helfen
Setzen Sie auf Kombinationen. Hyaluronsäure zieht Feuchtigkeit an, Ceramide schließen sie ein. Niacinamid reduziert Rötungen und stärkt die Barriere. Antioxidantien wie Vitamin C schützen vor Umwelteinflüssen — allerdings morgens und mit Sonnenschutz. Retinoide sind weiterhin wirksam gegen Zeichen der Hautalterung, aber im Winter sollten Sie ihre Anwendung langsam aufbauen und tagsüber konsequent SPF verwenden.
Konkrete Routine: Morgen und Abend
Morgen (5–7 Minuten):
- Sanfte Reinigung: keine heißen Duschen, lauwarm reicht
- Leichtes Hydratationsserum mit Hyaluronsäure
- Feuchtigkeitscreme mit Ceramiden oder Squalan
- Breitspektrum-Sonnenschutz SPF 30+
Abend (10 Minuten):
- Sanfte Reinigung; bei Make-up ein Ölreiniger vorweg
- Serum mit Niacinamid oder Peptiden
- Reichhaltige Nachtcreme oder Gesichtsöl: gezielt occlusive, wenn die Haut sehr trocken ist
- Ein- bis zweimal pro Woche ein mildes Peeling oder eine Maske (kein starkes AHA/BHA bei sehr trockener Haut)

Praktische Tipps aus der Praxis
- Luftbefeuchter installieren — besonders in kleinen Altbauwohnungen in Berlin oder beheizten Reihenhäusern in Bayern merkt man den Unterschied sofort.
- Keine heißen Bäder: In Norddeutschland ist die Versuchung groß, aber Hitze entzieht Wasser.
- Beim Bügeln oder Putzen Handschuhe tragen — oft unterschätzt, wie stark Reinigungsmittel die Haut schädigen.
- Apothekenprodukte wie Eucerin oder La Roche-Posay sind gute Startpunkte, Babor und Dr. Hauschka bieten ergänzende Pflege mit hohen Qualitätsstandards.
Was Sie besser vermeiden
- Zu viele neue Produkte gleichzeitig — testen Sie einzelne Wirkstoffe.
- Zu aggressive Waschsubstanzen oder häufiges Peeling.
- Verzicht auf Sonnenschutz — auch im Winter sind UVA-Strahlen aktiv.
- Nur Fettcremes ohne hydratisierende Inhaltsstoffe.
Ein kurzer Selbstcheck
Fühlen Sie morgens Spannung, aber abends glänzt die T-Zone? Haben Sie rote Stellen nach dem Duschen? Wenn ja, reduzieren Sie aktive Wirkstoffe, bauen Sie Barrierestärkende Produkte ein und steigern Sie die Feuchtigkeit schrittweise. Bei starken Problemen lohnt sich der Gang zur Hautärztin / zum Hautarzt — besonders bei Ekzemen oder plötzlich veränderten Hautbildern.
Ich arbeite seit Jahren mit Leserinnen und Leser aus allen Regionen Deutschlands — und eines hat sich gezeigt: pragmatische, konsistente Pflege bringt mehr als jede schnelle Wundermethode. Passen Sie die Routine an Ihre Lebensumstände an (Heizung, Klima, Medikamente) und bleiben Sie geduldig. Ihre Haut braucht Zeit, um zu reagieren.
Teilen Sie gern Ihre Erfahrungen: Welches Produkt hat Sie positiv überrascht? Hinterlassen Sie einen Kommentar — oder speichern Sie den Artikel als Checkliste für den nächsten Wintereinkauf.
