Mundschutzmasken als Umweltproblem – Forschende aus Liberec bringen nachhaltige Lösung

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Seit dem Ausbruch des Coronavirus hat sich unser Alltag drastisch verändert. Ein bisher oft übersehener Nebeneffekt: die Flut an Einwegmasken und -respiratoren, die täglich in Millionenhöhe produziert – und entsorgt – werden. Viele davon landen leider in der Natur und verbleiben dort nicht selten über Jahrzehnte. Forschende aus Liberec präsentieren jetzt einen klugen, regional entwickelten Ansatz für dieses drängende Problem.

Wissenschaftler:innen der Technischen Universität Liberec mit ihrer neuen Maske aus Polymilchsäure. Quelle: TU Liberec

Warum herkömmliche Masken der Umwelt schaden

Einwegmasken und FFP2-Respiratoren bestehen meist aus Polypropylen – einem Kunststoff, der in der Natur je nach Bedingungen zig Jahre benötigt, um zu zerfallen. Wenn man die gigantischen Stückzahlen bedenkt, die seit 2020 weltweit im Umlauf sind, ist die ökologische Last kaum zu unterschätzen. Besonders in Innenstädten, Parks oder gar im Nationalpark Sächsische Schweiz begegnet man weggeworfenen Masken im Alltagsbild.

Die Innovation: Masken aus Polymilchsäure

Forschende der Fakultäten Maschinenbau und Textil an der TU Liberec bringen eine smarte Alternative ins Spiel: neuartige Masken und Filterelemente aus Polymilchsäure (PLA), die biologisch abbaubar ist.

Wie Professor Petr Louda betont: „Polymilchsäure kennt unser Körper – Milchsäure entsteht ganz natürlich in unseren Muskeln, beispielsweise nach dem Joggen im Englischen Garten. Natur und Körper können diesen Stoff rasch abbauen. Eine Maske aus PLA kann nach Gebrauch sogar theoretisch auf den Kompost.“

Im Gegensatz zu Polypropylen, das mindestens Jahrzehnte benötigt, zerfällt PLA-Material in einer geeigneten Umgebung – mit ausreichend Sonnenlicht, Feuchtigkeit und Mikroorganismen – deutlich schneller. Natürlich: Wer die Maske im dunklen Berliner Stadtpark unter einem Stein liegen lässt, wird auch bei PLA länger warten müssen.

Preisaspekt: Nachhaltigkeit hat (noch) ihren Preis

Interessant: Die Idee zur PLA-Maske stammt ursprünglich aus der Medizintechnik. Dort kennt man biologisch abbaubare Materialien – beispielsweise für Nähte nach Operationen – schon seit Jahren.

Die Liberecer Forscher:innen verarbeiten Polymilchsäure mit Hightech-Methoden wie elektrospinnender Technik zu Nanotextilien. So entstehen effiziente Filterlagen, die sowohl atmungsaktiv als auch schützend sind. Die Nanofaserschichten lassen sich individuell so anpassen, dass der Tragekomfort nicht zu kurz kommt.

Spannend ist auch: Selbst die elastischen Bänder, mit denen die Maske im Gesicht sitzt, lassen sich inzwischen aus PLA fertigen. Das reduziert den Einsatz herkömmlicher Kunststoffe weiter.

Aktuell zwei Herausforderungen: Die Produktionskosten für PLA-Masken liegen noch etwa beim Doppelten der Polypropylen-Variante – ein Umstand, der sich in meinem Berliner Supermarkt sogar im Endpreis bemerkbar macht. Doch die Hoffnung: Mit steigender Nachfrage könnten die Preise in den kommenden Jahren deutlich sinken. Perspektivisch könnten sich PLA sogar als Lösungsansatz für weitere Plastikprobleme wie PET-Flaschen bewähren.

Warum Innovationen wie diese wichtiger denn je sind

Vor der Pandemie war die Debatte um Plastikmüll allgegenwärtig – etwa um Plastiktüten auf dem Wochenmarkt in Köln oder um die europaweit verbannten Plastikstrohhalme. Doch mit dem Siegeszug von Masken ist die Thematik ins Hintertreffen geraten. Umso wertvoller ist die Initiative aus Liberec, die zeigt: Wissenschaft aus der Region kann globale Herausforderungen anpacken und bietet einen echten Impuls für nachhaltigen Konsum.

  • Praktischer Tipp: Achten Sie beim Kauf auf die Materialangaben Ihrer Masken – PLA-Produkte erkennen Sie oft an entsprechenden Kennzeichnungen.
  • Erschließen Sie regionale Entsorgungsmöglichkeiten: Viele Kompostierungsanlagen nehmen inzwischen PLA-Materialien an.
  • Setzen Sie, wo es möglich und erlaubt ist, auf wiederverwendbare Masken aus nachhaltigen Stoffen.

Fazit: Die Forschenden aus Liberec liefern ein starkes Argument, dass Innovationen und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können. Ihr Engagement ist ein wichtiges Signal – für uns Verbraucher:innen, die Politik und die gesamte Wirtschaft in Deutschland.